Tarifbindungspflicht: Hat der Altenpflege bisher keinen Personalzuwachs gebracht
18.11.2025 - Trotz deutlicher Lohnerhöhungen in der Altenpflege ist die Anzahl der Beschäftigten dort nicht gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt das ifo Institut in einer Studie zur Einführung der Tarifbindung in der Altenpflege im Jahr 2022.
Im Jahr 2022 kam die Tarifbindung. Seitdem müssen Pflegeeinrichtungen ihre Fach- und Hilfskräfte nach Tarif bzw. nach dem ortsüblichen Tarifniveau bezahlen. Durch diese Reform stiegen die Bruttolöhne für Fachkräften in der Altenpflege zwischen 2021 und 2023 um 15,4 Prozent, hat das ifo Institut errechnet. Besonders stark profitierten Pflegehelfer in dieser Zeit mit Lohnsteigerungen von über 20 Prozent.
Im gleichen Zeitraum blieb die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten in der Altenpflege jedoch nahezu unverändert. Die Anzahl der Beschäftigten in Teilzeit ging sogar um 2,3 Prozent leicht zurück. Gleichzeitig stieg aber der Bedarf an Pflegepersonal. „Im Verhältnis zum Bedarf ist die Personaldecke an Pflegekräften also dünner geworden", sagt Prof. Dr. Iris Kesternich, Gesundheitsökonomin an der Universität Hamburg und Koautorin der Studie. Während 2021 im Schnitt 44,6 Vollzeitkräfte in der Pflege auf 1.000 Personen über 85 Jahren kamen, waren es 2023 nur noch 42,7 Vollzeitstellen. Bei Teilzeitkräften fiel der Rückgang von 78,0 auf 73,5 ähnlich hoch aus.
Roman Klimke, Ökonom am Ludwig Erhard ifo Zentrum für Soziale Marktwirtschaft in Fürth und ebenfalls Koautor der Studie, fasst zusammen: Kurzfristig hätte die bessere Bezahlung keine zusätzlichen Fachkräfte für die Altenpflege mobilisieren können. Der Vollständigkeit halber müsste jedoch hinzugefügt werden: Die Gewinnung von mehr Pflegekräften durch die 2022 im Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) 2022 verfügte Tariftreue war ein zentrales Ziel – aber nicht das einzige. Denn es ging schließlich auch um eine fairere Bezahlung.
Diese führte jedoch zu einem weiteren Anstieg der Pflegekosten. Das ifo Institut: "Die Studienergebnisse verdeutlichen den ökonomischen Zielkonflikt zwischen Lohnfairness und Finanzierungsdruck und zeigen, dass die Zukunftsfähigkeit der Pflege davon abhängt, ob höhere Löhne mit effizienteren Strukturen, besserer Ausbildung und einer strategischen Fachkräftegewinnung verbunden werden."
Ja, der Fachkräftemangel in der Pflege zählt zu den größten Herausforderungen der alternden Gesellschaft. Aber mit einer besseren Bezahlung allein ist es eben nicht getan. Aus Sicht des DVLAB bedarf es hier grundlegender Reformen in der Altenhilfe.
zurück
DVLAB e.V.
Bahnhofsallee 16 | D-31134 Hildesheim
Telefon: 05121-2892872 | Telefax: 05121-2892879
E-Mail: info@dvlab.de
Impressum | Datenschutz
©
Admin
- 3960860 -

