Ambulante Pflege: Mit "Sozialstation 2.0" ein zukunftsfähiges Modell?
20.10.2025 - Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zielt darauf, die ambulante Pflege weiterzuentwickeln. Dafür hat die BAGFW nun konzeptionelle Überlegungen für eine Sozialstation 2.0 vorgelegt.
Das Konzept ist das Ergebnis der Diskussionen einer Veranstaltungsreihe der BAGFW. Sie hatte in insgesamt drei Workshops einen gemeinsamen Diskurs mit Vertreter*innen der Länder, der Kommunen, der Zivilgesellschaft, der Sozialversicherungsträger, der Fach- und Berufsverbände sowie der Wissenschaft und Forschung darüber initiiert, wie die häusliche Versorgung von pflegebedürftigen Menschen im städtischen und ländlichen Raum Deutschlands gestaltet und gewährleistet werden kann und welche Veränderungen im häuslichen Versorgungssystem dafür erforderlich sind.
Das Konzept orientiert sich daran, dass die häusliche Pflege die mit Abstand am häufigsten in Anspruch genommene Versorgungsform in der Langzeitpflege ist: Neun von zehn Pflegebedürftigen werden überwiegend zu Hause versorgt. Und die Nachfrage nach häuslicher Pflege wird weiter steigen. Daraus leitet die BAGFW für sie einen erheblicher Entwicklungsbedarf bzw. einen zunehmender Entwicklungsdruck ab.
Schon heute stünde der Nachfrage seitens der pflegebedürftigen Menschen bzw. ihren An- und Zugehörigen nicht immer ein adäquates Angebot an ambulanten Diensten und entsprechenden Versorgungsstrukturen gegenübersteht. "Damit die künftigen Versorgungsanforderungen bewältigt werden können und die sich bereits heute abzeichnende Unterversorgung abgemildert werden kann, ist eine Weiterentwicklung der ambulanten pflegerischen Versorgung dringend erforderlich", heißt es im Konzept. Perspektivisch sei neben der Erbringung von Alltagsverrichtungen und der häuslichen Krankenpflege der Fokus stärker auf Beratung, Gesundheits- und Pflegeprävention, Koordination, Entwicklung von Synergieeffekten in der Versorgung etc. zu legen. Bei dieser erweiterten Praxis seien zum einen die Kompetenzen der Pflegefachpersonen bedarfsgerechter zu nutzen, zum anderen müsse sich die Entwicklung stärker in Richtung neuer Leistungsformen bewegen (z. B. Zeitkontingente).
Für zwingend erforderlich hält die BAGFW zudem den Ausbau von vernetzten Leistungen, "um die Zusammenarbeit mit informellen Hilfen auszubauen, hauswirtschaftliche, soziale und assistierende Angebote zu fördern und die Schnittstellen zu anderen Leistungsangeboten (z. B. der Primärversorgung) zu stärken". Entsprechend seien perspektivisch dienst-/ einrichtungsübergreifende Organisationsstrukturen für die ambulante Pflege zu schaffen, "die eine Vernetzung der Leistungserbringer und Koordination der Angebote ermöglichen und so zu einem effizienteren Personaleinsatz und einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen beitragen können."
Dafür schlägt die BAGFW als zukunftsfähiges Modell die Sozialstation 2.0 als Bestandteil eines abgestuften regionalen Versorgungssystems vor. Daraus ein paar Schlaglichter:
• Die Sozialstation 2.0 als erste Anlaufstation im Gesundheitswesen – insbesondere für ältere Menschen, Pflegebedürftige und ihre An- und Zugehörigen. Voraussetzung: gute regionale Verankerung und enger Bezug zum Quartier.
• Enge Zusammenarbeit zwischen Ambulanten Pflegedienste einer Region / eines Quartiers und der Sozialstation 2.0. Dabei sollen die ambulanten Pflegedienste mit dann erweitertem Tätigkeitsprofil in Beratung, Case Management, erweiterten Aufgaben in Prävention, gesundheitlicher Versorgung und Vernetzung zusammen mit der Sozialstation 2.0 neben den Hausärzt:innen als zentrale Anlaufstellen zu Fragen rund um die Gestaltung und Aufrechterhaltung eines selbstbestimmten Lebens im Alter fungieren, einschließlich der Fragen der Versorgung und Teilhabe bei einer ggf. bestehenden Hilfe- oder Pflegebedürftigkeit.
• Einbindung der Sozialstation 2.0 in lokale Sorgestrukturen. Als Teil eines vernetzten, solidarischen Systems der Daseinsvorsorge arbeitet sie eng mit Kommunen, Pflegekassen, Leistungserbringern, Nachbarschaftsinitiativen und Ehrenamtlichen zusammen. So kann sie nicht nur pflegerische, sondern auch soziale und präventive Unterstützung koordinieren und die Selbstständigkeit der Menschen im häuslichen Umfeld stärken.
Dies sind nur einige Ausschnitte aus dem Konzept der BAGFW.
Hier das Konzept
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