Malteser Ehrenamtsmonitor: Freiwillige für die Pflege
25.08.2025 - Der aktuelle Ehrenamtsmonitor der Malteser hat sich mit der Frage befasst: Wie steht es um die Zukunft der Pflege – und sind die Menschen in Deutschland bereit, sich selbst stärker für die Pflege ihrer Mitmenschen zu engagieren? Zumindest jeder Dritte sagt dazu ja.
Zweimal jährlich ermittelt das Befragungsinstitut YOUGOv im Auftrag der Malteser die Sicht der Bevölkerung auf wichtige gesellschaftliche Fragen mit Bezug zum Ehrenamt. Jüngst ging es dabei um die Zukunft der Pflege.
Die repräsentativen Ergebnisse zeigen: 77 Prozent der Befragten sorgen sich unabhängig von ihrer persönlichen Situation um die Pflegeversorgung. Und 82 Prozent betrachten den viel zitierten „Pflegenotstand“ als von der Politik nicht ausreichend erkannt und angegangen.
Trotz dieser Besorgnis hat fast die Hälfte der Befragten noch keine Idee dazu, wie die eigene Pflege im Alter aussehen sollte. Jeweils 14 Prozent wünschen sich von Familie bzw. Freunden oder von einem ambulanten Pflegedienst gepflegt zu werden. 10 Prozent halten für sich eine Senioren-WG mit professioneller Unterstützung für die passende Option. Fünf Prozent können sich vorstellen, später in einer Altenhilfeeinrichtung zu leben. Aber 49 Prozent gibt an: „Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht.“
Dabei hegen die Befragten durchaus Befürchtungen, wenn sie an das eigene Alter und eine eventuelle Pflegebedürftigkeit denken. Befürchtet werden u.a.,
• „dass meine Pflege für mich / meine Angehörigen nicht bezahlbar sein wird“ (50 Prozent der Befragten);
• „dass ich meine Selbständigkeit verliere“ (50 Prozent der Befragten);
• „dass die Qualität der Pflege schlechter wird“ (29 Prozent der Befragten);
• „dass ich nicht mehr am Leben teilhaben kann und mich einsam fühle“ (37 Prozent der Befragten);
• „dass es zu wenig Pflegekräfte gibt, um alle zu pflegen“ (36 Prozent der Befragten).
Trotz dieser Befürchtungen sorgt die Mehrheit der Befragten nicht aktiv für ihre Pflege im Alter vor. Nur jede(r) Fünfte hat finanzielle oder juristische Vorbereitungen dafür getroffen – und lediglich vier Prozent hat sich bereits organisatorischen Vorbereitungen gewidmet.
Zu diesem Ergebnis kam übrigens schon 2022 der Soziologe Prof. Dr. Thomas Druyen in einer Studie. Er berichtete auf dem 28. Bundeskongress des DVLAB über die Generation der Baby-Boomer: Man laufe sehenden Auges in eine desaströse Pflegekatastrophe, für die die heute 54- bis 68-Jährigen jedoch blind seien. Gerade in dieser Generation hat Druyen Tabuthemen ausgemacht: das Altern, die Altersarmut, die Alterseinsamkeit, Krankheit und Multimorbidität sowie Sterben und Tod. „Die meisten Babyboomer, obwohl selbst vielfach bereits mit Pflegeerfahrung, verdrängen ihre künftige eigene Pflegebedürftigkeit.“
Für den aktuellen Malteser Ehrenamtsmonitor sind aber nicht nur Babyboomer, sondern repräsentativ Personen ab 18 Jahren quer durch alle Altersgruppen befragt worden. Es wundert also nicht, wenn bei diesem Umfragesample die Verdrängung des eigenen Alterns noch massiver ausfällt.
Erfreulich dagegen ist bei den Befragten die relativ hohe Bereitschaft, jemanden mit Pflegebedarf außerhalb der Familie ehrenamtlich zu begleiten. Immerhin 33 Prozent sagten dazu „Ja“ oder „Eher Ja“.
Diejenigen, die grundsätzlich bereit wären, pflegebedürftige Menschen, die sie bisher nicht kannten, zu unterstützen, können sich die Übernahme u.a. folgender Aufgaben vorstellen:
• Besuche und Ansprache (66 Prozent): Zeit schenken, Gespräche führen, Vorlesen, Spazierengehen, Telefonpatenschaften;
• Begleitung bei Ausflügen (57 %): zu Kulturveranstaltungen, Gottesdiensten, zum Friedhof, Arztbesuche;
• Haushaltsführung (54 %): Einkäufe und Besorgungen aller Art,
Backen, Kochen, handwerkliche Tätigkeiten;
• Freizeitgestaltung (51 %): Musizieren, Vorlesen, Spielen oder Basteln;
• Unterstützung der pflegenden Angehörigen (46 %): Übernahme von
Aufgaben oder stundenweiser Betreuung.
Allerdings zeigt die Gegenprobe: Eine Mehrheit (56 Prozent) kann sich nicht vorstellen, sich ehrenamtlich an der Pflege von Nicht-Familienmitgliedern zu beteiligen. Als größte Hindernisse werden Zeitmangel und das Unbehagen, fremden Menschen zu nahe zu kommen (jeweils 34 Prozent) sowie – gerade mit zunehmendem Alter – gesundheitliche Probleme (25 Prozent) angeführt. Jeder Vierte hat zudem Bedenken, der Aufgabe gewachsen zu sein, und für jeden Zehnten sind fehlende Informationen zu den Möglichkeiten, mitzuhelfen, ausschlaggebend.
Bleibt die Frage: Was wären für Sie Anreize, sich freiwillig um Menschen mit Pflegebedarf zu kümmern? Aus Sicht der Befragten wären das zuallererst Aufwandsentschädigungen oder Rentenpunkte. Für ein Viertel der Befragten ist die Bereitschaft, sich zu engagieren, allerdings nicht von Anreizen abhängig.
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