Sozialhilfe im Schneckentempo: Gefährliche Folgen für Bewohner*innen und Heime
27.05.2025 - Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) und der Deutsche Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) haben gestern mit einer gemeinsamen Presseerklärung auf einen großen Missstand hingewiesen: Rasant steigende Zuzahlungen bringen immer mehr Heimbewohner*innen und damit auch die Träger stationärer Einrichtungen in finanzielle Engpässe.
Laut einer aktuellen bundesweiten Umfrage der beiden Verbände beantragen 43 Prozent der Bewohner*innen von Pflegeheimen Sozialhilfe. "Aber der Weg zur finanziellen Unterstützung ist für die Betroffenen eine Geduldsprobe. Viele Sozialämter kommen mit der Bearbeitung der Anträge nicht hinterher. Die Folge sind massive Außenstände, die Pflegebedürftige und Heime gleichermaßen belasten", prangern VKAD und DEVAP an.
Von den 8.166 Bewohner*innen, die laut Umfrage einen Sozialhilfeantrag gestellt haben, seien 32 Prozent von langen Wartezeiten betroffen, heißt es. Davon wiederum würden knapp 94 Prozent sechs Monate und länger auf einen positiven Bescheid warten. Selbst 12 Monate Wartezeit seien keine Seltenheit. Und 60 Prozent der von langen Wartezeiten betroffenen Bewohner*innen hätten mehr als 10.000 Euro Außenstände. „Hier entstehen finanzielle Löcher, die kleinere Träger kaum stemmen können. Wir sprechen hier nicht über ein paar Euro, sondern schnell über fünfstellige Beträge pro Bewohner“, betont Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP.
Für die Pflegeheime bedeute dies, dass sie über Monate hinweg für Unterkunft, Verpflegung und Pflege in Vorleistung gehen müssen, ohne zu wissen, wann das Geld fließe. Laut den beiden Verbänden haben 68 Prozent der Träger Außenstände bei den Sozialämtern, 35 Prozent der betroffenen Einrichtungen inzwischen über 100.000 Euro. Fast jede dritte Einrichtung sehe ihre Liquidität als ernsthaft gefährdet an.
In der gemeinsamen Presseerklärung wird auch betont, dass bisher kaum wirksame Ansätze in Sicht seien, um die Antragsbearbeitung zu beschleunigen. Oft bliebe Heimbewohner*innen dann nur noch der Weg über eine Dienstaufsichtsbeschwerde, um die Sozialämter zum Handeln zu bewegen. Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP, kritisiert das als "Armutszeugnis für die Sozialpolitik".
VKAD und DEVAP fordern nun konkrete Maßnahmen: eine Vorfinanzierung der Sozialhilfeleistungen mindestens in Höhe von 75 Prozent der Ausgaben sowie ein nachgelagertes Prüfverfahren, damit Pflegeheime nicht länger in finanzielle Schieflagen geraten. Zudem müsse das Antragsverfahren digitalisiert und entbürokratisiert werden.
Die Forderungen tragen die beiden Verbände direkt an das Bundesgesundheitsministerium heran – mit der klaren Erwartung, dass bundesweit endlich strukturelle Verbesserungen umgesetzt werden. Denn man könne weder den Trägern der Langzeitpflege noch den Heimbewohner*innen zumuten, monatelang auf eine Entscheidung zu warten, ob und welcher Höhe finanzielle Hilfe gewährt werde.
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