9. Altersbericht: Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen


09.01.2025 - Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hat den Neunten Altersbericht der Bundesregierung vorgestellt. Er titelt "Alt werden in Deutschland - Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen“ und untersucht wissenschaftlich die Lebensrealitäten und Teilhabechancen älterer Menschen in Deutschland.

Zentrale Aussagen des Berichtes

Altern ist vielfältig: Um Altersdiskriminierung abzubauen, ist es wichtig, sich die Unterschiedlichkeit der Lebenssituationen und der Diversität älterer Menschen bewusst zu machen und anzuerkennen, dass trotz dieser Vielfalt alle älteren Menschen den gleichen Anspruch auf Teilhabechancen haben.

Teilhabechancen, also die Möglichkeiten, das eigene Leben im Alter selbstbestimmt zu gestalten, sind in Abhängigkeit von Alter, Bildung, Einkommen, Geschlecht, Migrationsstatus, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität sozial ungleich verteilt.

Die Überschneidung sozialer Ungleichheiten (Intersektionalität) kann zu gravierenden Benachteiligungen führen. Diese verstärken sich im Lebenslauf, verhindern Teilhabe im Alter und beeinträchtigen damit individuelle Potenziale und gesamtgesellschaftliche Chancen.

Gesellschaftliche Teilhabe für alle älteren Menschen ist in einer Gesellschaft des langen Lebens kein "Luxusgut", gerade in einer Zeit tiefgreifender Veränderungen und Krisen. Die Teilhabe älterer Menschen birgt große Potenziale, zum Beispiel durch Engagement oder die Übernahme von Sorgeverantwortung.

Um Teilhabechancen für alle zu eröffnen, müssen gesellschaftliche Vielfalt anerkannt und soziale Ungleichheiten (unter anderem aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder Lebensweise) und Ageismus, die ungerechtfertigte, ungleiche Behandlung und Beurteilung älterer Menschen, abgebaut werden. Hierfür sind geeignete diversitätssensible strukturelle und politische Rahmenbedingungen notwendig, deren Gestaltung auf belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht.

Hochaltrige Frauen sind durchgängig stärker benachteiligt, ebenso Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status, niedriger Bildung und Migrationshintergrund.

Benachteiligung wird von älteren Menschen durch Ignoranz, Bevormundung, Infantilisierung, Ausgrenzung, Missbrauch und Betrug erfahren. Sie stellen ageistisches Verhalten häufig nicht in Frage aufgrund von internalisierten Altersbildern. Ageismus kann die Anzahl von Handlungsoptionen, die älteren Menschen bei der Gestaltung ihrer Lebensführung offenstehen, verringern und Teilhabemöglichkeiten älterer Menschen einschränken.

Passende rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen sind notwendig, um neue Ansätze in der Seniorenpolitik umzusetzen. Besonders relevant sind hierbei die vielfältigen Institutionen, Leistungen und Maßnahmen des Sozialstaats sowie Strukturen und Angebote der kommunalen Daseinsvorsorge.

Auch im Fokus: Wachsende Altersarmut

Knapp ein Fünftel der Menschen, die über 65 Jahre alt sind, ist laut Bericht armutsgefährdet. Noch deutlich mehr ältere und alte Menschen leben im Phänomen der genannten „verdeckten“ bzw. „verschämten“ Altersarmut. Was nach Schätzungen bedeutet: Etwa 60 Prozent der Personen, die eigentlich zum Bezug der Grundsicherung im Alter berechtigt sind, nehmen diese nicht in Anspruch. Ähnliches gilt für den Bezug von Wohngeld. Die Ursachen für diesen "Verzicht" sind vielfältig – teils sind die Leistungen gar nicht bekannt, teils haben die Berechtigten Angst vor Behördengängen oder vor sozialer Kontrolle oder davor, dass die öffentliche Hand auf das Einkommen der Kinder zurückgreift.





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