Ethikkommission: Empfehlungen zum Umgang mit Todeswünschen in der Pflege


19.08.2024 - Die Ethikkommission für Berufe in der Pflege Niedersachsen hat zum Thema Konfrontation von Pflege(fach)personen mit Todeswünschen oder Bitten um assistierten Suizid Empfehlungen herausgegeben.

Die Empfehlungen wurden in zwei verschiedenen Fassungen erarbeiten:

Die Langfassung enthält eine ausführliche Darstellung zu den rechtlichen und ethischen Hintergründen der Empfehlung und den analytischen Grundlagen des vorgeschlagenen Reflexionsmodells inklusive dazugehöriger Quellennachweise. Sie richtet sich insbesondere an Personen, die in der Ethikausbildung und -beratung sowie in der Pflegewissenschaft und Pflegeausbildung tätig sind.

Eine Kurzfassung der Empfehlung ist insbesondere für die Pflegepraktiker*innen gedacht. Diese sollen entlang verschiedener Fragenkomplexe und konkreter Fragen dabei unterstützen werden, eine persönliche Position in Fällen einzunehmen, in denen sie mit Todeswünschen oder Bitten um assistierten Suizid konfrontiert sind.

In der Einleitung der Empfehlungen schreibt die Ethikkommission: "Pflegefachpersonen sind häufig die ersten Ansprechpartner:innen von Personen, die Todeswünsche oder Bitten um assistierten Suizid äußern." Oftmals seien die Pflegenden darauf jedoch nicht ausreichend vorbereitet oder würden sich ethischen Konflikten ausgesetzt sehen, z. B. weil sie sich einem pflegerischen Ethos verpflichtet fühlen würden, das einerseits zum Respekt der individuellen Autonomie verpflichte, andererseits aber der umfassenden menschlichen Fürsorge ebenso großes Gewicht beimesse. "Auch können Leitbilder und Orientierungsvorgaben von Arbeitgeber:innen oder Einrichtungen im Widerspruch zu den persönli- chen moralischen Überzeugungen der Mitarbeiter:innen stehen und dadurch zusätzliche Konflikte verursachen."

Vor diesem Hintergrund möchte die Ethikkommission Pflege(fach)personen eine Orientierungshilfe an die Hand geben. "Den Ausgangspunkt dafür bildet die Annahme, dass alle geäußerten Todeswünsche mit Blick auf den ganzen Menschen in allen seinen Lebenslagen ernstgenommen werden müssen", heißt es weiter. Pflege(fach)personen sollen deshalb dafür sensibilisiert werden, dass Todeswünsche oder Wünsche nach Suizidassistenz weder vorschnell „abgetan“ (ignoriert oder bagatellisiert) noch als eine unverrückbare Tatsache „hingenommen“ werden dürften. Die Reflexionsfragen in der Kurzfassung sollen sie unterstützen, mit ihrer Betroffenheit umzugehen und eine eigene ethische Position im Austausch und im Zusammenwirken mit anderen Mitgliedern des multiprofessionellen Teams unter Beachtung des ICN-Ethikkodex (2021) zu finden.

Unter dem Punkt "Analyse und Reflexion der Situation" folgen in der Kurzfassung dann einige Fragekomplexe zur Perspektive der eigenen Person: beispielsweise zu den situativen Umständen, in denen der Todeswunsch empfangen wurde, oder zur Reflexion der eigenen persönlichen Gefühle, die er hervorruft. Anschließend kann wieder entlang von Fragen die Perspektive des Teams und der Organisation eingenommen werden. Darauf folgt dann ein praxisnaher Vorschlag zur Vorgehensweise bei der Urteilsbildung im Team.

In deutlich angereicherter Form folgt auch die Langfassung im Prinzip dieser Struktur. Beide Fassungen stehen auf der website pflegeethikkommission-nds.de unter dem Menüpunkt "Empfehlungen".

Die Ethikkommission für Pflegeberufe in Niedersachsen, eingerichtet vom niedersächsischen Sozialministerium, hatte sich im März 2023 konstituiert, um beruflich Pflegende im Umgang mit ethischen Fragen zu stärken. Sie ist die erste ihrer Art in Deutschland!





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