DVLAB: "Pflegewissenschaftliches Institut in Bielefeld muss erhalten bleiben!"

23.05.2024 - Der DVLAB ist entsetzt: Wie die einschlägige Fachpresse übereinstimmend berichtet, will das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) dem Institut für Pflegewissenschaft (IPW) an der Universität Bielefeld zum Jahresende 2024 die Fördermittel streichen. Damit droht dem IPW das Aus.

Das IPW wurde 1995 mit dem Ziel gegründet, den Ausbau von Pflegewissenschaft und -forschung in Deutschland auf universitärer Ebene voranzutreiben. Vor allem sollen pflegewissenschaftliche Erkenntnisse zur Verbesserung der pflegerischen Versorgung gewonnen werden.

Auch der DVLAB pflegt seit langem eine enge Zusammenarbeit mit dem IPW. So war dessen wissenschaftlicher Leiter, Prof. Dr. Klaus Wingenfeld (Foto), nicht nur ein häufiger und hochgeschätzter Referent auf den Bundeskongressen des Verbandes, sondern gemeinsam mit dem IPW hat der DVLAB auch die richtungsweisende empirische Studie „Bedarfskonstellationen und Pflegegrade bei demenziell erkrankten Heimbewohnern mit ausgeprägten Verhaltensauffälligkeiten“ durchgeführt.

Der Abschlussbericht dieser Studie zeigte im Jahr 2020 u.a.: Die untersuchte Bewohnergruppe hat nachgewiesenermaßen besondere Bedarfe in der Versorgung. Doch je höher der Spezialisierungsgrad einer Einrichtung ist, desto stärker sacken die Pflegegrade in dieser Gruppe insbesondere im Bereich Grad 4 und 5 ab. Damit würden voraussichtlich etwa nur noch ein Fünftel der von Demenz und Verhaltensauffälligkeit Betroffenen Pflegegrad 5 erreichen. Insbesondere im neuen Personalbemessungssystem kann das problematisch sein, denn das folgt der Systematik: je höher der Pflegegrad, umso besser die Personalausstattung - und umgekehrt. Wenn aber nur noch knapp 20 % der demenziell erkrankten Heimbewohner*innen mit Verhaltensauffälligkeiten in den stark gewichteten Grad 5 eingestuft wären, so kann sich ihre sehr zeitintensive Versorgung in der Personalbemessung und Ausstattung mit Fachkräften nicht angemessen abbilden.

Auf Grundlage dieser Ergebnisse konnte der DVLAB dann seine Forderungen evidenzbasiert vortragen. Sie lauteten zusammengefasst: Alle Einrichtungen mit spezialisierten Angeboten benötigen grundsätzlich eine bessere personelle Ausstattung und eine bessere Qualifizierung der Pflegekräfte als klassische Heime. Das neue Personalbemessungssytem muss deshalb die besonderen Bedarfe der untersuchten Bewohnergruppe angemessen berücksichtigen. Entsprechend muss das Angebot der sogenannten "Besonderen Stationären Dementenbetreuung" bundesweit umsetzbar sein. Dabei dürfen die erhöhten Pflegekosten in spezialisierten Einrichtungen die Eigenanteile nicht noch weiter steigen lassen. Deshalb hält der DVLAB auch an seiner Forderung nach einem gerontopsychiatrischen Zuschlag als zusätzliche Leistung der Pflegeversicherung fest.

"Auch unsere Studie in Kooperation mit dem IPW ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Entwicklung und Evaluation von bedarfsgerechten und nutzerorientierten Versorgungs- und Interventionskonzepten vorangetrieben werden können", sagt Peter Dürrmann, Bundesvorsitzender des DVLAB. Daher kann er für die Entscheidung in NRW, die institutionelle Förderung für das IPW zum Jahresende zu stoppen, keinerlei Verständnis aufbringen. "Deutschland braucht nicht weniger, sondern mehr pflegewissenschaftliche Institute! Gerade angesichts der sehr angespannten Situation in der Altenpflege und der bedrohten Versorgungssicherheit sind die Erkenntnisse der Pflegewissenschaft für die Bewältigung der enormen Herausforderungen unabdingbar."

Entsprechend fordert auch Dürrmann die in NRW politisch Verantwortlichen auf, die nachweislich geballte Kompetenz des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld zu erhalten und die Fördermittel für das verdienstvolle IPW nicht zu streichen.

Das Foto zeigt Prof. Dr. Klaus Wingenfeld auf dem DVLAB Bundeskongress 2022 in Berlin.

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