Generalistische Pflegeausbildung: Grund für viele Ausbildungsabbrüche?


18.12.2023 - Beim DVLAB war das Thema Pflegeausbildung niemals vom Tisch, der Verband hat immer für den Erhalt der spezialisierten Altenpflegeausbildung plädiert. Jetzt ist das Thema jedoch bundesweit in der Branche wieder aufgeflammt. Auslöser waren Nachrichten aus NRW, nach denen 46 Prozent der Auszubildenden ihre Pflegeausbildung im Zeitraum 2019 bis 2022 abgebrochen haben.

Die Höhe dieser Abbrecherquote ist in der Tat rekordverdächtig. Selbst die bislang höchste gemessene Abbrecherquote von 41 Prozent im Zeitraum 2016 bis 2019 wurde nun getoppt. Alle anderen Zeiträume lagen weit unter diesen Quoten.

Somit begann die Diskussion um die Frage, ob möglicherweise die 2020 eingeführte generalistischen Pflegeausbildung – also die Zusammenlegung der drei bis dahin separaten Ausbildungsgänge Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einem genrealistischen Ausbildungsgang – schuld daran sei.

Das Land NRW sagt ganz deutlich nein. In einer entsprechenden Sonderauswertung zur NRW-Landesberichterstattung Gesundheitsberufe heißt es dazu ganz klar, die "Abbruchquoten in der Pflegeausbildung sind nicht monokausal auf die Umstellung der Pflegeausbildung auf eine Generalistik zurückzuführen, sondern haben ihre Ursachen in anderen Einflussbereichen." Ein Grund liege vielmehr im immer schlechter werdenden Bildungsstand der Schüler*innen, wie er gerade auch in der jüngsten Pisa-Studie festgestellt wurde. Nach Angaben von Betrieben und Schulen wären zunehmend auch Pflegeausbildungsverträge mit Personen abgeschlossen worden, die in früheren Jahren nicht genommen worden wären. Als weiterer Grund wird angegeben, dass die Pflegeausbildung in Deutschland viele Auszubildende mit Visa aus Drittstaaten anlocke, die trotz ihrer formalen Qualifikation nicht immer geeignet seien. Und auch die Umstellung auf die Generalistik wird als mögliche Ursache für die Abbrecherquote genannt.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) beispielsweise hält jedoch dagegen und sieht die negative Entwicklung als direkte Folge der Generalistik an. Hier macht der Verband insbesondere NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann dafür verantwortlich, weil dieser sich politisch für die generalistische Pflegeausbildung eingesetzt habe.

Bernhard Rappenhöner, der bpa-Landesvorsitzender in NRW, betonte: "Viele junge Menschen, die früher bewusst in die Altenpflege gegangen sind, werden von den zusätzlichen medizinischen Inhalten aus dem Krankenhausbereich abgeschreckt." Rappenhöner fordert, "den Schaden der damaligen Fehlentscheidung zu begrenzen" und die Ausbildungsabläufe zu vereinfachen. Darüber hinaus müsse "die gezielte Vorbereitung auf die Arbeit in der Altenpflege wieder im Mittelpunkt stehen. Praxiseinsätze, bei denen die Azubis wochenlang kilometerweit ins nächste Krankenhaus pendeln müssen, sind nicht praxistauglich. Das gesamte Pflegeberufegesetz muss auf den Prüfstand, weil es erkennbar nicht zur Absicherung und Weiterentwicklung der Ausbildung in der Pflege beigetragen hat."

Ob das Pflegeberufegesetz wieder aufgerollt wird? Der DVLAB würde das begrüßen, zumal er sich über lange Zeit intensiv auch mit dem Bündnis für Altenpflege für den Erhalt der Altenpflegeausbildung eingesetzt hat. Dennoch kam die Generalistik, wenn auch mit der Möglichkeit, sich im dritten Ausbildungsjahr im Bereich der Altenhilfe oder der Kinderkrankenpflege zu spezialisieren.

Das Foto oben von silviarita/pixabay zeigt keine reale Pflegeschülerin, sondern dient nur symbolisch der Illustration des Themas.





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