Freiwilligendienste: Sollen radikal gekürzt werden


05.08.2023 - Schlimme Nachrichten für die Altenhilfe: Die Bundesregierung will künftig auch bei den Freiwilligendiensten Mittel einsparen. Schon im Jahr 2024 sollen sie gegenüber 2023 drastisch um fast ein Viertel gekürzt werden – das sind rund 78 Millionen Euro. Damit würde jede vierte Freiwilligen-Stelle entfallen.

Im nächsten Jahr würden den Jugendfreiwilligendiensten (FSJ und FÖJ) dann 25 Millionen Euro und dem Bundesfreiwilligendienst 53 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen. Damit noch nicht genug: Für das Jahr 2025 hat der Bund eine weitere Kürzung bei den Freiwilligendiensten in Höhe 35 Millionen Euro vorgesehen.

Der DVLAB hat für diese radikalen Einschnitte kein Verständnis. Denn sie treffen nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene, die sich freiwillig sozial, ökologisch oder kulturell engagieren und ihren Erfahrungshorizont erweitern möchten – sondern sie treffen auch die Einsatzorte. In Einrichtungen der Altenhilfe zum Beispiel sind die freiwilligen Kräfte eine wertvolle Unterstützung und wichtige Kontaktpersonen, die die Arbeit der pädagogischen, pflegerischen oder medizinischen Fachkräfte ergänzen.

Ebenso ist aber noch eine andere Auswirkung der Freiwilligenarbeit nicht zu unterschätzen – der sogenannte „Klebeeffekt“. Nachdem junge Menschen beispielsweise im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres die Arbeit in der Altenhilfe kennengelernt haben, entscheiden sich anschließend nicht wenige für eine Ausbildung oder ein Studium in diesem Feld. Je mehr Freiwilligen-Stellen jedoch Kürzungen des Bundes zum Opfer fallen, desto weniger junge Menschen können für die Altenhilfe auf diese Weise interessiert werden. Längerfristig könnte das den Personalmangel im Fachkräftebereich der Altenhilfe sogar noch verschärfen.

Auch die Sprecherin des Bundesarbeitskreises Freiwilliges Soziales Jahr, Kristin Napieralla, ist empört: „Kürzungen zum jetzigen Zeitpunkt – nach der Pandemie, nach Einsparungen bei Jugendlichen, außerdem nach der Diskussion um den Pflichtdienst und die Stärkung der Demokratiefähigkeit unserer Gesellschaft – sind überhaupt nicht vermittelbar und der falsche Weg.“

Darüber hinaus weist der Bundesvorsitzende des DVLAB, Peter Dürrmann, in Bezug auf die Altenhilfe ausdrücklich darauf hin: "Die Versorgungssicherheit ist mittlerweile akut gefährdet. Trotzdem fehlt der Politik vollständig der Blick auf die dringend notwendige Neuausrichtung der Altenhilfe – gerade vor dem Hintergrund des demografiebedingten dauerhaften strukturellen Arbeitskräftemangels sowie des Abnehmens der familiären Pflege bei einer gleichzeitig überalternden Gesellschaft! Wir fordern daher noch in dieser Legislaturperiode eine umfassende Reform der Pflegeversicherung sowie ein konsistentes fach- und sachgerechtes Gesamtkonzeptes für die Zukunft. Nur ein Strukturwandel in der Pflegeversicherung – und zwar mit Aufhebung der Sektorengrenzen, mit persönlichem Budget für Pflegebedürftige und mit der Möglichkeit, die Zivilgesellschaft in die Versorgung einzubinden – kann Versorgungssicherheit in Zukunft gewährleisten.“

Es ist tatsächlich absurd, dass von allen Seiten auch mehr gesellschaftlicher Zusammenhalt gefordert wird – und gleichzeitig ein dafür so wichtiges Instrument wie der Freiwilligendienst harte Einschnitte erfahren soll.

Kein Wunder, dass sich dagegen vielerorts Widerstand regt, auch seitens der Freiwilligen selbst. Sie fordern u.a. eine Ausweitung der Freiwilligendienste und eine Verdreifachung der Mittel und haben dafür mit über 100.000 Unterstützer*innen einer entsprechenden Petition das erforderliche Quorum bereits erreicht. Nun wird es zu einer Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Bundestags kommen.


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