Pflegeausbildungen: Kaum spezialisierter Nachwuchs für die Altenpflege und Kinderkrankenpflege


30.03.2023 - Die ersten Absolvent*innen der neuen Pflegeausbildungen haben ihre Abschlusszeugnisse erhalten oder nehmen diese nun entgegen. Pflegeausbildungen im Plural deshalb, weil ja nicht nur der generalistische Berufsabschluss als „Pflegefachfrau/Pflegefachmann“ möglich ist, sondern auch die gesonderten Berufsabschlüsse als „Altenpfleger*in“ beziehungsweise „Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*in. Aber das bleibt offensichtlich bloße Theorie.

Die Reform der Pflegeausbildungen, die die drei ehemals getrennten Ausbildungsgänge der Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege zusammenführte, wurde 2017 mit dem sogenannten Pflegeberufegesetz beschlossen und zum 1. Januar 2020 wirksam. Damals begann der erste Jahrgang mit der dreijährigen Ausbildung.

Laut Zweitem Bericht der Ausbildungsinitiative waren im Jahr 2020, als dieser Jahrgang seine Ausbildung antrat, 57.294 Personen in die Pflegefachausbildung eingetreten. Der zweite Jahrgang, der im Jahr 2021 begann, umfasste 61.329 neue Auszubildende. Das war ein Zuwachs von 7% im Bundesdurchschnitt. Den größten Zuwachs verzeichnete Berlin (16,7 %), gefolgt von Sachsen (14,5 %) und Mecklenburg-Vorpommern (14,1 %). Der größte Rückgang hingegen war im Saarland zu bedauern (−7,6 %).

Zur Geschlechterverteilung: Nach wie vor ist die Pflegefachausbildung weiblich (2021: 76 Prozent). Der Anteil der männlichen Auszubildenden blieb wie 2020 konstant bei 24 Prozent. Was das Alter zu Ausbildungsbeginn angeht, so lag hier der Löwenanteil bei den 21- bis 24-Jährigen.

Allerdings haben die Ausbildungsabbrüche laut Bericht zugenommen. Im Jahr 2020 wurden von 57.294 Ausbildungseintritten bis zum 31. Dezember 2020 insgesamt 3.681 Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Dies entspricht einem Lösungsanteil von 6,4 Prozent. Beim nächsten Jahrgang 2021 betrug der Lösungsanteil schon 8,3 Prozent. Von den 61.329 neuen Auszubildenden in der Pflege gaben bis zum Jahresende (31. Dezember 2021) 5.070 ihre Ausbildung wieder auf.

Interessant ist auch die Verteilung der Auszubildenden auf die Träger der praktischen Ausbildung: Für über die Hälfte der Auszubildenden (51,4%) ist es ein Krankenhaus. 32,4 Prozent absolvieren ihre praktische Ausbildung in einer stationären und 11,5 Prozent in einer ambulanten Pflegeeinrichtung. Für 4,7 Prozent der Auszubildenden gibt es keine Angaben zur Art des Trägers.

Die Ergebnisse der Begleitforschung zeigen auch, dass fast alle Auszubildenden (96,4 Prozent) nach eigenem Bekunden den generalistischen Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ beziehungsweise „Pflegefachmann“ anstreben. Für die Altenpflege wie für die Kinderkrankenpflege ist das keine gute Nachricht. Beide Branchen gehen davon aus, dass die Examinierten, die ihren Vertiefungseinsatz im Bereich der Pflege von Menschen aller Altersstufen hatten, in der Altenpflege und Kinderkrankenpflege noch nicht berufsfähig sein werden und nachqualifiziert werden müssen. Im Bericht werden keine Aussagen dazu getroffen getroffen, warum nur so wenige Auszubildende die gesonderten Abschlüsse anstreben. Obwohl sie mit einem jeweiligen Vertiefungseinsatz im Bereich der Langzeitpflege oder pädiatrischen Versorgung die Möglichkeit hätten, sich nach zwei Dritteln der Ausbildung für die gesonderten Berufsabschlüsse als „Altenpfleger*in“ beziehungsweise „Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*in zu entscheiden.

Fakt ist auch: Wenn die Evaluation der neuen Ausbildungen nach einigen Jahren zeigt, dass der überwältigende Trend in den neuen Pflegeausbildungen zum generalistischen Berufsabschluss geblieben ist, steht zu befürchten, dass die Möglichkeit der gesonderten Berufsabschlüsse ganz entfallen wird.

Bevor das Pflegeberufegesetz beschlossen wurde, hat die Altenpflege wie ein Löwe für den Erhalt ihrer eigenständigen Ausbildung gekämpft, allen voran der DVLAB mit dem Bündnis für Altenpflege. Vergeblich! Als kleiner Kompromiss war dann die Möglichkeit der gesonderten Berufsabschlüsse gesetzlich eingeräumt worden. Nun ist auch sie in Gefahr.

Auch der Kinderkrankenpflege, die zu Beginn der Ausbildungsreform noch gelassen erschien, haben sich nun die Auswirkungen vollends erschlossen. Entsprechend fordert der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Fabian Drautz, nun seit Januar 2023 mit einer Petition die "Rückkehr zur Kinderkrankenpflegeausbildung". 134.728 Personen haben die Petition bereits unterschrieben. Das nächste Ziel: 150.000 Unterschriften.

zurück


DVLAB e.V.
Bahnhofsallee 16 | D-31134 Hildesheim
Telefon: 05121-2892872 | Telefax: 05121-2892879
E-Mail: info@dvlab.de
Impressum | Datenschutz
©
Admin
- 388680 -