Leiharbeit: Unterschrift direkt nach der Ausbildung?


17.03.2023 - Pia Stapel, Vorsitzende des Caritasverbandes der Diözese Münster, hat sich mit einem Vorschlag in die Debatte um Zeitarbeitskräfte in der Pflege eingebracht. Sie fordert in einem Interview mit dem Portal pflege-online.de u.a. eine Deckelung der Bezahlung sowie die Beteiligung der Zeitarbeitsfirmen an den Ausbildungskosten der Pflegekräfte.

In dem Gespräch beschreibt Stapel zunächst die zunehmende Tendenz von Zeitarbeitskräften in der Pflege. Grundsätzlich könne Leiharbeit zwar Belastungsspitzen abfangen, aber die Zeitarbeitsfirmen würden den Fachkräften "so attraktive Rahmenbedingungen bieten, dass diese das Angebot kaum mehr ausschlagen können." In der Folge würden Leiharbeitskräfte die Einrichtungen teilweise doppelt so viel wie normal kosten – ohne Refinanzierung der Kranken- und Pflegekassen. Bei dem vorherrschenden Personalmangel hätten die Einrichtungen jedoch keine Alternative, wenn sie die Versorgung aufrechterhalten wollen. "Aber wirtschaftlich ist das nicht mehr lange machbar."

Stapel berichtet auch davon, dass sich teilweise ganze Ausbildungsklassen dafür entscheiden würden, "nach dem Abschluss gar nicht mehr regulär in den Beruf einzusteigen, sondern gleich zur Leiharbeit zu gehen". Das bedeute: Träger und Einrichtungen würden drei Jahre lang Pflegekräfte viel Geld und Engagement ausbilden – "und dann sind sie nach der Ausbildung einfach weg. Die Zeitarbeitsfirmen bekommen so fertig ausgebildete Pflegekräfte, die sie sofort weitervermitteln können. Und investieren kaum selbst in Ausbildung oder auch Weiterqualifikation."

Stapels Vorschläge:
• Deckelung der Bezahlung z.B. auf das Eineinhalbfache des normalen Gehaltes;
• Erstattung der Mehrkosten an Einrichtungen und Träger durch die Kranken- und Pflegekassen dort, wo der Einsatz von Leiharbeit sinnvoll ist. "Auch die Vermittlungsprämien sollte man nochmal prüfen."
• Beteiligung der Leiharbeitsfirmen an den Ausbildungskosten, etwa in Form einer Abgabe, die über Verteilungsschlüssel an die Pflegeschulen geht.

Auf die Frage, ob sich die Zeitarbeitsfirmen darauf einlassen würden, merkte Pia Stapel an: "Freiwillig bestimmt nicht, das müsste dann durch eine gesetzliche Regelung erfolgen."





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