DVLAB unterstützt Kampagne „Leiharbeit in der Altenpflege? – So nicht!“


04.12.2022 - Die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH hat die Kampagne „Leiharbeit in der Altenpflege? – So nicht!“ initiiert. Sie wird auch vom DVLAB auf Beschluss des Bundesvorstandes unterstützt.

Die Kampagne richtet sich gegen den Qualitätsverlust der Versorgung in der Altenpflege durch Leiharbeit. Diese würde den Beschäftigten individuelle Arbeitsmöglichkeiten bei sogar leicht verbesserter Gehaltssituation im Vergleich zum „Stammpersonal“ der Pflegeunternehmen bieten, so die Initiatoren. Damit einher würden bekanntermaßen Unzuverlässigkeit, schlechte Pflege und Unruhe in den Pflegeteams des Stammpersonals gehen. Die Arbeitsqualität soll sich nach Untersuchungen je nach Anzahl der Leiharbeitenden sogar halbieren. „Und das sind nur drei der zahlreichen Gründe, die ein sofortiges Handeln seitens Politik, Pflegekassen und Ministerialverwaltung notwendig macht“, sagt Helmut Wallrafen, Geschäftsführer der Sozial-Holding.

Auch Zahlen werden genannt: Im Jahr 2020 waren rund 15.000 der 780.000 Beschäftigte auf Leiharbeitsbasis in der Altenpflege tätig. „Dies ist immerhin schon mehr als eine Verdopplung seit 2014“, heißt es. Und weiter: „Nachdem wir uns vor mehr als 30 Jahren gegen das ´Satt, Sauber und Still` in der Altenpflege aufgelehnt haben, finanzielle, wissenschaftliche und pflegefachliche Strukturen geschaffen wurden, die bei geplanten Prozessen individuelle Ergebnisse bei den Patient*innen und Bewohner*innen gebracht haben, bewegen wir uns mit dem Ausbau und der politischen Akzeptanz der Leiharbeit wieder mit Höchstgeschwindigkeit auf ´Satt, sauber und Still`zu. Begreifen das Politik und Pflegekassen nicht? Selbst die Gewerkschaften loben plötzlich die Arbeitnehmer*innenfreundlichkeit der Arbeitsstrukturen bei den Leiharbeitsfirmen. Wer interessiert sich noch für die individuellen Bedürfnisse der alten Menschen? Und welchen Anreiz haben Menschen in der Altenpflege noch, in ´ihren` Unternehmen zu bleiben?“

Die Eindämmung von Leiharbeit ist überfällig, sagt Wallrafen und ruft alle Verantwortlichen in der Politik, bei den Pflegekassen, der Ministerialverwaltung, in Wissenschaft und Praxis sowie bei der Presse bzw. den Medien auf, die Initiative „Leiharbeit in der Altenpflege? - So nicht!“ zu unterstützen.

Der DVLAB schließt sich der Kampagne an und geht damit ebenfalls in die Öffentlichkeit. Dazu der Bundesvorsitzende Peter Dürrmann: „Niemandem geht es darum, Leiharbeit in Bausch und Bogen zu verdammen. Aber die Altenpflege muss die Versorgung sicherstellen. Denken wir beispielsweise an den Nachtdienst, ohne den die Langzeitpflege nicht auskommt. Er wäre jedoch nicht mehr abzudecken, wenn sich jede Pflegekraft einer Leiharbeitsfirma anschließen und nur noch nach persönlich erwünschten Zeiten einsetzen lassen würde.“

Ebenso wichtig ist dem DVLAB Bundesvorstand jedoch, dass die auslösenden Bedingungen, die Leiharbeit letztlich erzwingen, angegangen werden, damit sich etwas ändert. Und dazu zählen beispielsweise auch völlig unsinnige Dienstplan-Besetzungsvorgaben von den Heimaufsichtsbehörden. Peter Dürrmann betont jedoch: „Letztlich benötigen wir aber eine große Strukturreform der Altenhilfe – mit dem Sockel-Spitze-Tausch in der Pflegeversicherung in einer Welt ohne Sektoren, in der Pflegebedürftige ein persönliches Budget erhalten."

Wenn die Sektorengrenzen nicht fallen, Pflegehäuser nicht zu Mietshäusern werden und das Leistungsrecht nicht in Richtung persönliches Budget verändert wird, kann die Zivilgesellschaft in die Versorgung und Unterstützung von pflegebedürftigen Menschen nicht eingebunden werden. Der DVLAB-Chef weiß: "Das ist jedoch dringend geboten – denn nur mit der rein professionellen Pflege ist die Versorgung der immer größer werdenden Gruppe der Pflegebedürftigen künftig nicht mehr zu leisten. Daher brauchen wir die Beteiligung der Zivilgesellschaft, der Angehören, der Nachbarn. Und wir brauchen für ihre Unterstützungsleistungen ein Belohnungssystem. Das persönliche Budget gibt Pflegebedürftigen selbst Geld in die Hand. So können sie individuell entscheiden, was ihnen hilft, den Alltag zu bewältigen."

Hier der Kampagne-Aufruf der Sozial-Holding

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