Maskenpflicht für Heimbewohner*innen: Weiter heftige Kritik


25.10.2022 - Das neue Infektionsschutzgesetz, gültig seit 1. Oktober, schreibt Bewohner*innen von Einrichtungen der stationären Altenpflege in Gemeinschaftsräumen das Tragen einer Schutzmaske vor. Die Kritik an dieser Maßnahme bleibt weiterhin massiv.

Nachdem Diakonie-Präsident Ulrich Lilie diese Vorgabe als eine "geradezu obszöne politische Entscheidung" genannt hatte, bezeichnete sie nun auch der Bundesverband Pflegemanagement als „absurd und nicht zumutbar." Laut Peter Bechtel, Vorstandsvorsitzende des Verbands, lasse die Regelung die Persönlichkeitsrechte der Bewohner*innen außer Acht. Zudem hält er sie auch für einen unmittelbaren Eingriff in die Lebens- und Versorgungsqualität. Bechtel sagte, Gemeinschaftsräume seien ein „wesentlicher Teil normalitätsorientierter Pflege- und Betreuungskonzepte“.

Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) hatte sich zur Maskenverordnung für Heimbewohner*innen frühzeitig zu Wort gemeldet. „Nach fast drei Jahren Pandemie sollen in den Pflegeheimen wieder Maßnahmen greifen, die die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohnern massiv beschneiden. Dabei hatte die Politik versprochen, dass eine soziale Isolation in Pflegeeinrichtungen nie wieder vorkommen darf“, kritisierte sie bereits Ende September.

Ins gleiche Horn hatte Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz gestoßen und gleich nach Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes die sofortige Abschaffung der Vorschrift gefordert. Und der "SPIEGEL" wetterte empört: "Hochbetagte Menschen werden zum Objekt paternalistischer, übersorgender Fürsorge degradiert." Es dürfe sich jedoch durch dauerhafte Maskenpflicht nicht eine Situation der ständigen Anonymität ausbilden. "Die Erschwernis, andere Menschen zu erkennen (was vor allem vom Gesichtsprofil und der Mimik seinen Ausgang nimmt), trifft vor allem Menschen mit einer Demenzerkrankung." Die allgemeine Maskenpflicht in Langzeitpflegeeinrichtungen sieht der SPIEGEL als "unverhältnismäßig" an.

Währenddessen wird der Ruf nach einer allgemeinen Maskenpflicht in Innenräumen angesichts der steigenden Corona-Infektionen immer lauter. Auch angesehen Infektiologen fordern diese Maßnahme, ebenso Bundesgesundheitsminister Lauterbach.

Am 24. Oktober 2022 haben sich u.a. dazu die Gesundheitsminister*innen der Länder in einer Videokonferenz beraten. Und waren sich wie so oft nicht einig, streben aber ein einheitliches Vorgehen an. Über schärfere Corona-Regeln bei hohen Infektionszahlen entscheidet jedes Bundesland selbst. Derzeit dürfen die Länder Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht nur anordnen, wenn die Pandemie die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems gefährdet.

Corona-Stand heute, 25. Oktober 2022 laut Robert-Koch-Institut (RKI):
▶︎ Innerhalb 24 Stunden wurden dem RKI 115.534 neue Infektionsfälle gemeldet. Fakt ist jedoch, dass die tatsächliche Anzahl der Neuinfizierten deutlich höher liegen wird, weil viele Betroffene ihre Infektion "mit sich allein ausmachen". Damit erhalten Arztpraxen und Gesundheitsämter erst gar keine Kenntnis davon.
▶︎ Die Inzidenz der letzten 7 Tage liegt deutschlandweit bei 570,2 Fällen pro 100.000 Einwohner (EW). Die Werte für die 7-Tage-Inzidenz in den Bundesländern liegen zwischen 905,2 pro 100.000 EW im Saarland und 338,7 pro 100.000 EW in Hamburg.

Foto: Andrea Piacquadio

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