ver.di: Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021


17.10.2022 - Soeben hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ihren "Ausbildungsreport Pflegeberufe 2021" vorgelegt. Danach ist die Mehrheit der Auszubildenden unzufrieden und fühlt sich belastet. Vor allem die Praxisanleitung erhält schlechte Noten.

Es handelt sich um den vierten ver.di-Ausbildungsreport Pflegeberufe. Die letzte Erhebung war 2015 erfolgt. Danach sind mit dem Pflegeberufgesetz zum 1. Januar 2020 die zuvor getrennten Ausbildungsgänge in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammengelegt worden.

Diese Veränderung, die Gestaltung der Übergangszeit sowie der Einfluss der Corona-Pandemie haben ver.di veranlasst, Auszubildende und erstmals auch Studierende 2021 zu ihrer Pflegeausbildung erneut zu befragen. Im Fokus standen dabei die Ausbildungsqualität und die Zufriedenheit der Auszubildenden mit ihrer Ausbildung. Hier einige Schlaglichter auf die wichtigsten Ergebnisse:

▶︎ Belastungen
Etwa die Hälfte der Befragten (49,9 Prozent) fühlt sich durch die Ausbildungsbedingungen „häufig“ bis „immer“ belastet. Das ist insbesondere bei Auszubildenden der Altenpflege und der Krankenpflege der Fall. Etwas besser fällt der Wert mit 41,8 Prozent bei Auszubildenden nach dem neuen Pflegeberufegesetz aus. Als Hauptgründe für die Belastung werden nach wie vor Arbeiten unter hohem Zeitdruck (62,7 Prozent), mangelnde Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf (48,6 Prozent) sowie fehlende Pausen (43 Prozent) angegeben. Die Corona-Situation habe diese ohnehin bestehenden strukturellen Probleme zusätzlich verschärft, so die Autoren des Reports.

Zudem geben 58,3 Prozent der befragten Auszubildenden an, „immer“ bis „häufig“ Probleme mit der Erholung in der Freizeit zu haben. Das bezeichnet ver.di als einen "alarmierenden Anstieg im Vergleich zur Be- fragung von 2015, als es noch 26,6 Prozent waren".

▶︎ Überstunden
Obwohl Alltag vieler Auszubildender: Ein Drittel (33,6 Prozent) gibt an, mehr als vertraglich vereinbart arbeiten zu müssen. Für die Ausbildung zur Altenpfleger*in (AltPflG) berichten 48,6 Prozent davon. Hauptursachen sind offenbar „Personalmangel“ (78,8 Prozent) und „Arbeitsbelastung/zu viel Arbeit in zu wenig Zeit“ (58,3 Prozent). Auch

▶︎ Zufriedenheit mit der Ausbildung
Nicht einmal die Hälfte der Befragten (42,7 Prozent) ist mit der Ausbildung zufrieden. Damit schneiden die Pflegeberufe deutlich schlechter ab als die dualen Ausbildungen. Dort sind 71,3 Prozent "sehr zufrieden" bis "zufrieden".

▶︎ Praxisanleitung
90,6 Prozent aller befragten Auszubildenden wünschen sich mehr Praxisanleiter*innen. Dazu passt: Über 43 Prozent der Auszubildenden geben an, selten oder nie von Praxisanleiter*innen an ihre beruflichen Aufgaben herangeführt zu werden. In der Altenpflege sind es sogar fast zwei Drittel. Der im Pflegeberufegesetz festgeschriebene Anteil von 10 Prozent geplanter und strukturierter Anleitung wird in den Praxiseinsätzen häufig nicht umgesetzt. 55 Prozent der Auszubildenden haben den Eindruck, die Vorgabe existiert „nur auf dem Papier“.

▶︎ Forderungen
Um die praktische Ausbildung zu verbessern, fordert ver-di, den Anteil der Praxisanleitung auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen. Dafür brauche es ausreichend viele Praxisanleiter*innen, die für diese Aufgaben freigestellt werden. Zudem müsse die Zahl der Lehrkräfte an den Pflegeschulen steigen.

Das Foto zeigt einen Auszug aus dem Titelbild des Ausbildungsreports 2021.

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