Pionierin der Alternsforschung: Ursula Lehr ist tot


25.04.2022 - Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr ist heute im Alter von 91 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Die Psychologin und Gerontologin ist in ihrem 88. Lebensjahr noch zu Gast auf dem 23. Bundeskongress des DVLAB in Berlin gewesen. Dort hatte sie für ihren viel beachteten Vortrag „Leben bis zum letzten Atemzug“ lang anhaltenden Applaus erhalten.

Zum Tod der Wissenschaftlerin sagte der DVLAB-Bundesvorsitzende Peter Dürrmann: "Wir haben Frau Prof. Dr. Ursula Lehr sehr geschätzt und haben höchsten Respekt vor ihrem beachtlichen Lebenswerk. Unser tief empfundenes Beileid gilt ihren Angehörigen."

Ursula Lehr hat mit ihrem unermüdlichen Einsatz für ein aktives, engagiertes und möglichst gesundes Älterwerden die Einstellung zu älteren Menschen in ganz Deutschland geprägt. Sie tat dies in vielen verschiedenen Funktionen, beispielsweise als Inhaberin des Lehrstuhls für Gerontologie an der Universität Heidelberg oder auch als Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit im Kabinett Kohl (1988 – 1991). In dieser Zeit verantwortete sie den ersten Altenbericht der Bundesregierung sowie die Verabschiedung des Bundesaltenplans.

Auch in die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) hatte sich Ursula Lehr langjährig stark eingebracht. Von 2009 bis 2015 hatte sie den Vorsitz der Organisation inne, anschließend war sie bis 2018 deren Stellvertretende Vorsitzende. Bis zuletzt setzte sich die Wissenschaftlerin als Ehrenvorsitzende der BAGSO für ein positives Altersbild und für geeignete Rahmenbedingungen für ein aktives Altern ein. "Ursula Lehr war Wegbereiterin einer modernen Altenpolitik, die ältere Menschen nicht nur als Empfänger von sozialen Leistungen, sondern als aktiven Teil der Gesellschaft betrachtet“, sagte Dr. Regina Görner, heutige Vorsitzende der BAGSO, in einem Nachruf.

Als Vortragende auf dem dem 23. Bundeskongress des DVLAB hatte Ursula Lehr an die Altenhilfe appellierte: „Unterstützen Sie Sterbende dabei, zu einer positiven Lebensbilanz zu kommen!“ Hier ein Auszug aus "Carestyle 2017/2018". In diesem Heft hat der Verband u.a. das Referat von Ursula Lehr wie folgt zusammengefasst (Auszug):

Auch wenn die stetig steigende Lebenserwartung vielen mehr gesunde Jahre beschert, rückt der Tod irgendwann unaufhaltsam näher und fordert den Menschen zur Auseinandersetzung mit dem Lebensende auf. Für Lehr ist an dieser Stelle entscheidend, wie man die eigene Biografie verarbeitet hat. Sie nennt das „die letzte Lebensaufgabe des Menschen“. Dazu gehört laut der Wissenschaftlerin auch, sich mit der eigenen Vergangenheit ggf. auszusöhnen und seine Erfahrungen rückblickend als positiv zu betrachten sowie sehen zu können, was noch möglich ist, statt sich auf das zu konzentrieren, was einem versagt bleibt. Bei einer positiven Bilanzierung können auch Mitarbeitende in Einrichtungen der Altenhilfe Sterbenden wertvolle Unterstützung geben.

Ursula Lehr schlägt einen Bogen von den Anfängen der Palliativmedizin in den 1980er Jahren sowie der Hospizbewegung seit Ende der 1960er Jahre bis hinein in die Sterbebegleitung der Gegenwart. Einen „Meilenstein“ nennt die Professorin hier das „Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung“ aus dem Jahr 2015, das u.a. am Lebensende jede Unterstützung medizinischer, pflegerischer, psychologischer und seelsorgerischer Art sicherstellen sowie palliativmedizinische Angebote vertiefen soll. Lehr hält die Palliativ Care und die Intensivierung der Hospizarbeit überhaupt für "die Herausforderungen unserer Zeit".


Das Foto zeigt Ursula Lehr bei ihrem Vortrag auf dem 23. Bundeskongress des DVLAB in Berlin.

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