Altenpflege im Fokus: Studie vorgestellt


18.01.2022 - Der Fachverlag Vincentz Network und der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) haben die Studie „Altenpflege im Fokus 2021“ durchgeführt. Jetzt wurden die Ergebnisse präsentiert. Sie zeigen sowohl ermutigende als auch entmutigende Erkenntnisse.

Für die Studie sind im August und September 2021 rund 700 Pflegefachpersonen aus der stationären Langzeitpflege online befragt worden. Die Auswertung "spiegelt die Folgen des Fachkräftemangels und den Stand der Digitalisierung wider, zeigt Chancen für die Zukunft und unterstreicht Forderungen an die Politik", so das Online-Portal springerpflege.de. "Die Probleme liegen auf dem Tisch. Verstärkt werden sie durch die Pandemie, den demografischen Wandel und den steigenden Fachkräftemangel."

Wichtige Ergebnisse
Unter anderem Folgendes wurde am 13. Januar 2022 präsentiert:
➤ 73 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass sich der Personalmangel in der Pflege in den vergangenen zwei Jahren, also während der Pandemie, verschärft hat.
➤ 68 Prozent haben den Eindruck, es werde immer schwerer, eine gute Pflege zu gewährleisten.
➤ Fast 70 Prozent der Befragten planen eine berufliche Veränderung.
➤ Rund 40 Prozent der Befragten erwägen, aus dem Beruf auszusteigen.
➤ Nur drei Prozent glauben, dass die Politik die Lage in der Pflege verstanden hat.

Dazu Miriam von Bardeleben, Chefredakteurin bei Vincentz Network: „Die Studie stellt der Gesundheits- und Pflegepolitik der letzten dreieinhalb Jahre kein gutes Zeugnis aus. Die überwältigende Mehrheit der Antwortenden – 96 Prozent! – glaubt nicht, dass ‚die Politik‘ die Lage verstanden hat und zuverlässig bemüht ist, sie zu verbessern. Wo in der Altenpflege aktuell die größten Schmerzen liegen, und worauf sich ihre Wünsche und Hoffnungen richten, gehört ganz oben auf die Agenda der neuen Bundesregierung und ist mindestens als eindringlicher Appell der Pflegefachpersonen nach Berlin zu verstehen. Nie war die Chance größer als jetzt, mit mutigen und wirksamen Maßnahmen Pflegekräfte und Pflegemanagement in der Altenpflege zu binden und nachhaltig zu stärken!“

Dr. Bernadette Klapper, Geschäftsführerin des DBfK, sowie Pflegewissenschaftler Prof. Hermann Brandenburg (Vincenz Palotti University in Vallendar) erläuterten die Forderungen an die Politik sowie und Lösungsansätze für eine zukunftsfähige stationäre Altenpflege.

Die Forderungen
➤ Gehälter angemessen anheben
➤ die neue Personalbemessung zügig umsetzen
➤ die Pflegeversicherung finanziell angemessen ausstatten, damit die Interessen von beruflich Pflegenden und Heimbewohner*innen nicht mehr gegenseitig ausgespielt werden können
➤ Kompetenz und Qualifizierung – Kompetenzzuerkennnung für die Pflegefachpersonen und massive Investitionen in die Berufsgruppe
➤ umfassendes Qualifizierungskonzept für eine gute Pflegeassistenzausbildung (das Ziel: ein Konzept für alle Bundesländer statt des aktuellen Wildwuchses)
➤ eine hochschulische Ausbildung

Pflege ohne Vision?
Prof. Hermann Brandenburg forderte eine zukunftsfähige Perspektive: „Die Altenpflege in Deutschland hat keine Vision. Vor allem die Heime stehen vor großen Herausforderungen. Es muss gelingen, aus dem technizistischen Klein-Klein herauszukommen und eine theoretische und praktisch umsetzbare Perspektive zu entwickeln. Lehrpflegeheime, die wir im Ausland bereits kennen, könnten ein Weg sein.“ Brandenburgs wichtigste Punkte:

➤ Stärkung des gemeinwohlorientierten Aspekts der Langzeitpflege (Gemeinwohl statt Profitorientierung)
➤ Innovationen durch deutlich mehr Kooperationen zwischen Hochschulen und Praxis – die Altenpflege als künftiges Zentrum gesellschaftlicher Innovationen
➤ Quartiersentwicklung: Leben in Gemeinschaft ermöglichen, die Einrichtungen sollten zum Mittelpunkt im Quartier werden.
➤ Das Regulierungsregime zurückfahren: Die Autonomie in den Einrichtungen sollte gestärkt werden.
➤ Akademisierung der Altenpflege
➤ Eine Vision: Die Altenpflege habe es mit Alter, Demenz und Vulnerabilität zu tun. Diesen Themen stehe die Politik ambivalent und ohne Vision gegenüber. Daher werde eine positive Erzählung für ein gutes Leben in stationären Einrichtungen benötigt.





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