Drohender Systemkollaps oder normaler Wahnsinn?


30.07.2021 - Eine Studie der Universität Köln zeigt für die ambulante und stationäre Pflege: Die Belastungen haben in der zweiten Corona-Welle noch zugenommen.

Die Studie trägt den Titel „Versorgung in Zeiten von Corona - Drohender Systemkollaps oder normaler Wahnsinn? 2. wissenschaftliche Studie zu Herausforderungen und Belastungen aus der Sichtweise von Leitungskräften“. Durchgeführt wurde sie vom Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln (IMVR) unter Beteiligung von Expert*innen der Arbeitsgruppe Pflege, Gesundheit, Altern des Kompetenznetzes Public Health. Es erfolgten zwei Befragungen von Leitungskräften der ambulanten und stationären Pflege: einmal zu Beginn der ersten Corona-Welle, ein zweites Mal während der zweiten Welle.

Dabei traten die bestehenden Probleme in der Pflege während der Pandemie noch deutlicher hervor. In ihrem Verlauf haben sich die Herausforderungen und Belastungen zum Teil verschoben und verschärft. „Die COVID-19-Pandemie kann seit Ausbruch als eine Art Brennglas verstanden werden, das eine Vielzahl existierender struktureller Defizite offen gelegt hat, die von neuen Herausforderungen und Belastungen in der Langzeitpflege überlagert wurden“, so Privatdozent Dr. Timo-Kolja Pförtner vom IMVR.

Die Bewältigung der ersten Pandemie-Welle ging mit einer erheblichen Anzahl von an und mit COVID-19 verstorbenen Pflegebedürftigen einher. Mit dem Aufkommen der zweiten Pandemiewelle zum Jahresende 2020 rückten insbesondere wirtschaftliche Aspekte ins öffentliche und politische Bewusstsein. Zwar wurde der Pflege auch zu diesem Zeitpunkt in Deutschland Beachtung geschenkt – sie erreichte aber nicht mehr das Niveau wie zu Beginn der Pandemie. „Mit unserer Studie möchten wir aufzeigen, mit welchen Herausforderungen und Belastungen Pflegeeinrichtungen auch im Rahmen der zweiten Welle zu kämpfen hatten“, erläutert Dr. Pförtner.

Gegen Ende 2020 hatten Pflegeeinrichtungen insbesondere mit folgenden Belastungen zu kämpfen:

- Testungen von Pflegebedürftigen und Mitarbeitenden: waren mit erheblichem Mehraufwand bei gleichzeitig chronischem Personalmangel verbunden.

- Sorgen: sind vor allem um das psychische Wohlbefinden von Mitarbeitenden und Pflegebedürftigen und insbesondere von Menschen mit Demenz gestiegen.

- Unsicherheit: kam beim Anlaufen der Impfkampagne aufgrund mangelnder oder widersprüchlicher Informationen auf.

- Gesundheitszustand: hat sich bei Leitungskräften während der Pandemie weiter verschlechtert.

- Fachkräftemangel: hat sich während der Pandemie fortgesetzt und zu Arbeitsverdichtung und Mehrbelastung der Pflegekräfte und Leitungskräfte geführt.

- Informationsquelle zum Pandemiegeschehen: war für Leitungskräfte in erster Linie das RKI. Dadurch entwickelten sich der Grad der Informiertheit und der Umgang mit den Informationen positiv.

- Bewältigungsoptimimus: wurde von Leitungskräften in der zweiten Welle hoch eingeschätzt. Hier zeigte sich, dass angesichts generell knapper finanzieller, materieller und personeller Ressourcen der soziale Zusammenhalt, die emotionale Unterstützung und gegenseitiger Verlass für die Krisenbewältigung an Bedeutung gewonnen haben.

Quelle: presseportal.de, IMVR

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