Internationaler Frauentag 2021: Können Frauen wirklich besser pflegen?


08.03.2021 - Traditionell wird an jedem 8. März der Internationale Frauentag begangen. Er soll vor allem auf bestehende Probleme rund um die Gleichberechtigung, Frauenrechte und Chancengleichheit aufmerksam machen.

Welcher Befund ergibt sich hier mit Blick auf die Pflege von Menschen mit Unterstützungsbedarf in Deutschland? Hierzu nur einige von möglichen vielen Gedanken:

► In der Altenpflege sind rund 84 Prozent der 1,2 Millionen Beschäftigten weiblich. Für sie ist u.a. festzustellen: Über 60 Prozent dieser weiblichen Beschäftigten arbeitet in Teilzeit (Männer: 37 Prozent). Zusammen mit den zu niedrigen Löhnen führt das im Alter direkt in die Armut.

► Angesichts des Begriffs "international" vor dem Frauentag ist auch der Blick auf weibliche Pflegekräfte aus dem Ausland wichtig. Sie sollen in Deutschland den Fachkräftemangel mildern. Doch ihre Integration in das hiesige Berufsfeld erweist sich aus unterschiedlichen Gründen teils als schwierig. Eine weitere von vielen Kehrseiten: Diese Frauen fehlen als Fachkräfte in ihren Herkunftsländern – und sie fehlen dort auch ihren Familien als Mütter, Töchter, Ehefrauen. Ganz prekär ist die Lage derjenigen Frauen aus dem Ausland, die in Deutschland als Pflegerinnen in Privathaushalten ein Schattendasein führen. Ein katholischer Sozialethiker hat ihre Situation auf der "Holler Runde" vor nicht allzu langer Zeit als "moderne Sklaverei" bezeichnet.

► Aber nicht nur die berufliche Altenpflege in deutschen Einrichtungen und Diensten ist weiblich, sondern auch die private Pflege durch Familienangehörigen. Es sind mehrheitlich die Frauen - die Enkelinnen, Töchter und Schwiegertöchter, die Ehefrauen und Partnerinnen – die sich zu Hause um pflegebedürftige Angehörige kümmern. Ein Gutachten des Sozialverbands Deutschland legt dar: Eine durchschnittliche unbezahlte Pflegezeit beträgt 21 Stunden in der Woche über mindestens vier Jahre, höchstens kombiniert mit einem Teilzeit-Erwerbstätigkeit.Beinahe jede zweite pflegende Angehörige reduziert ihre Erwerbstätigkeit für diese private Carearbeit. Auch das wirkt sich negativ auf das Einkommen im Alter aus. Und nicht nur darauf.

Vor allem privat ist unbezahlte Fürsorgearbeit im Jahre 2021 auch in Deutschland immer noch (fast) reine Frauensache. Hier leisten Frauen heute etwa viermal so viel wie Männer: in der Betreuung von Kindern, im Haushalt und eben auch bei der Versorgung von Menschen mit Erkrankungen oder Einschränkungen. Das wurzelt u.a. in der Industrialisierung, die zur Trennung von Lohnarbeit und Arbeit im Privathaushalt nach Geschlechtern geführt hat. Und die Annahme, dass Frauen es "halt besser können", war bisher einfach nicht aus der Welt zuschauen.

Vor allem beruflich finden sich viele Frauen in traditionell schlecht bezahlten sozialen "Frauenberufen" wie der Pflege wieder, die wenig Ansehen genießen. Unsere Gesellschaft hat darauf ein ganzes System aufgebaut. Und manchmal, wenn Corona ist, dann applaudiert sie den "Heldinnen" auch mal ganz kurz.





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