Neue Pflegeausbildungen: Erste Bilanz


23.11.2020 - Am 1. Januar 2020 haben die neuen Pflegeausbildungen begonnen. Ein knappes Jahr alt sind also die Erfahrungen der Pflegeschulen. In der "Pflege Zeitschrift 12/2020" ziehen die beiden Diplom-Pflegepädagoginnen Christine Vogler und Anke Jakobs eine erste Bilanz. Dabei nehmen sie sowohl die praktische als auch die schulische Ausbildung in den Blick und skizzieren erste Eindrücke und Erfahrungen im Kontext des Gesundheitssystems.

Daraus einige Schlaglichter:

▶︎ AN DEN SCHULEN FEHLEN ÜBERALL LEHRENDE. Die Autorinnen: "Das führt zu solchen Merkwürdigkeiten, dass Bundesländer mal eben per Landesgesetz den im PflBG vorgeschrieben Lehrenden-Lernenden-Schlüssel erhöhen und gleichzeitig die geforderten Qualifikationen der Lehrenden mit zehnjährigen Übergangsfristen absenken (DVO-PflBG NRW)."

▶︎ DIE MIETKOSTEN ERWEISEN SICH BEI DEN SCHULEN ALS EXISTENZPROBLEM. Die Autorinnen: "Gelingt hier nicht schnellstens eine bundesweite Lösung, werden Ausbildungskapazitäten durch Schulschließungen verloren gehen."

▶︎ ZU DEN ERFAHRUNGEN IN DER PRAKTISCHEN AUSBILDUNG schreiben die Autorinnen u.a., dass viele PraxisanleiterInnen vor fast unlösbaren Aufgaben stehen. Zudem hätten Auszubildende in den Kliniken bereits in den ersten Praxiseinsätzen implizit mitbekommen, was von den Pflegenden mit hoher Priorität und was mit nachgeschalteter Priorität gewertet werde. Wörtlich: "So berichten Auszubildende nach ihren ersten Einsätzen in den Kliniken, dass sie oft nach Krankheitsbildern mit den dazugehörigen Krankheitssymptomen gefragt werden und die Durchführung von medizinisch indizierten Maßnahmen im Fokus stehen (z.B. Vitalzeichenkontrolle, Umgang mit intravenösen Zugängen). Prophylaxen, eigene Berufsidentität und Patientenbeobachtung wird dagegen ´als normal` und als ´nichts so Besonderes` weitergegeben."

▶︎ PFLICHTEINSÄTZE WERDEN ALS "PROBLEMZONEN" EMPFUNDEN. Die Autorinnen: "Nach sechs Monaten Ausbildung bei den jeweiligen Ausbildungsträgern wechseln die Auszubildenden im Herbst in die ersten Pflichteinsätze außerhalb des eigenen Ausbildungsträgers. (...) Für die Auszubildenden sind die zweimal zehn Wochen in einem anderen Pflegesetting nicht nachvollziehbar und stoßen auf wenig Akzeptanz. Sie sehen in der Regel die weiteren Fahrwege, den nicht favorisierten Pflegebereich und das fremde Team als negativen Aspekt. Der Professionsgedanke sowie die Idee, die Pflege in ihren Facetten zu erfahren, ist nicht direkt sichtbar für sie."

▶︎ FAZIT: Auch wenn die Autorinnen die generalistische Pflegeausbildung - anders als der DVLAB - begrüßen, bleiben sie dennoch kritisch: "Die Diskussionen um das Pflegeberufegesetz hinterlassen bisweilen den Eindruck, dass es all das heilen soll, was das „System Gesundheit“ an Schwierigkeiten produziert hat (Schröder 2009) – das wird nicht gelingen. Die unzureichende strukturelle Einbindung der Profession Pflege in das Gesundheitssystem und die unterschiedliche und mangelhafte Finanzierung von pflegerischer Arbeit kann und wird das Pflegeberufegesetz nicht lösen können. (...) Die Umsetzung des Pflegeberufegesetzes wird sich unter anderem daran messen, was die Absolventen nach der Ausbildung tun können und wie sie ihre Fachexpertise im Gesundheitssystem einbringen können."

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