Studie: Zeitarbeitskräfte in der Pflege


04.05.2023 - In der Kranken- und Altenpflege steht der Einsatz von Zeitarbeitnehmer*innen zunehmend in der Kritik. Dieser begegnete das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) nun mit einer Kurzstudie. Das Ergebnis: Es ist alles etwas anders als gedacht.

Zeitarbeitsfirmen wird von einigen Seiten vorgeworfen, sie würden Arbeitnehmer*innen von Betrieben der Gesundheitswirtschaft abwerben, ihnen höhere Gehälter zahlen sowie attraktivere Schichten ermöglichen, während die Stammbelegschaften in stärkerem Maße unattraktive Dienste verrichten müsse. Deshalb sind Forderungen laut geworden, den Einsatz von Zeitarbeit in der Pflege zu untersagen oder zumindest einzuschränken.

Auch der Bundesgesundheitsminister möchte künftig „wirtschaftliche Anreize für das Verleihen von Pflege- und Betreuungspersonal auf Kosten der Solidargemeinschaft beziehungsweise der Pflegebedürftigen und ihrer Familien“ verhindern. Sein Plan: Pflegeeinrichtungen sollen die Mehrkosten für den Einsatz von Zeitarbeiter*innen den Pflegekassen nicht in Rechnung stellen dürfen. Als Obergrenze sollen vielmehr die in der Branche üblicherweise gezahlten Tariflöhne gelten. Darüber hinaus soll es auch unmöglich sein, Vermittlungsgebühren für Zeitarbeitsfirmen abzurechnen.

Bei diesen Diskussionen blieb die Perspektive der Zeitarbeiter*innen, die in Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege in pflegerischen Berufen tätig sind, bisher jedoch unbeachtet. Nun wurden sie umfangreich für die jetzt vorliegende Untersuchung befragt. Hier die wesentlichen Befunde:

▶︎ Es konnte keine nennenswerte Abwerbung seitens der Zeitarbeitsfirmen festgestellt werden. Vielmehr scheint es umgekehrt zu sein. Jedenfalls gaben 60 Prozent der Zeitarbeitskräfte an, ein Übernahmeangebot eines Einsatzbetriebes erhalten zu haben.

▶︎ Es wurde eine komplexe Motivlage für die Aufnahme einer Beschäftigung in der Zeitarbeit befundet. Dabei sind eine attraktive Vergütung sowie Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung von großer Bedeutung. Zudem fühlen sich viele Zeitarbeitnehmer*innen in der Zeitarbeit in höherem Maße wertgeschätzt. "Die Zeitarbeit ist mithin in der Lage, Kriterien für eine gute Qualität der Arbeit zu erfüllen", so das IW.

▶︎ Die Autor*innen der Studie nahmen an, dass die Forderung nach gesetzlicher Einschränkung der Zeitarbeit in der Pflegebranche auf der Erwartung basiere, dass die Zeitarbeitnehmer*innen dann in die Stammbelegschaften der Einsatzbetriebe wechseln würden. Die Befragten gaben jedoch an: Nur 18 Prozent würden das im Falle der Einschränkung von Zeitarbeit tatsächlich tun – und Fachkräfte noch seltener. Hingegen würden 55 Prozent in einen anderen Tätigkeitsbereich wechseln und weitere 11 Prozent ihre Erwerbstätigkeit ganz aufgeben. "Somit ist für die meisten Zeitarbeitnehmer*innen in der Pflegebranche die Zeitarbeit als Arbeitgeber ohne Alternative", stellt das IW dazu fest.

Legt man diese Daten zugrunde, stünde Pflegeeinrichtungen durch Einschränkung der Zeitarbeit nicht mehr Personal zur Verfügung. Im Gegenteil: Der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel würde sich wohl weiter verschärfen.

Die Studie "Zeitarbeiterbefragung: Zeitarbeit in der Pflegebranche" wurde im Auftrag des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister und des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen erstellt. Befragt wurden 2023 von Mitte Januar bis Ende Februar rund 4.000 Zeitarbeitskräfte, die in den Gesundheits- und Pflegebereich überlassen wurden.
Foto: Freepik

Hier die ausführlichen Ergebnisse

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